In der Taittiriya Upanishad (taittirīya upaniṣad) wird das Modell der Koshas (koṣas) vorgestellt.
Diese hat schon vor Jahren einen Platz in meinem Herzen eingenommen, da sie mein Lieblingsmantra beinhaltet – das „agnir me“. Ich kenne es aus meiner Ausbildung zur Yogalehrerin BDY/EYU im VISION Yoga Mandiram wo wir es, im Laufe der vier Jahre, über Stunden hinweg rezitiert haben. Wenn ich dieses wundervolle Heilmantra einmal direkt rezitiere, vergehen über vier Minuten. Da wir teilweise 25 Schüler*innen waren und es ja wirklich ins Detail, Buchstabe für Buchstabe, durchgegangen sind, erklärt sich der lange Zeitraum. Manche aus der Yogafamily haben es so gar nicht gemocht. Teilweise herrschte richtige Ablehnung. Ich hingegen bin von Anfang an richtig verknallt gewesen.
Das „agnir me“ ist für mich eine Reise durch Körper, Geist und Seele, stellt die Verbindung zum großen Ganzen dar und versetzt mich in ein Gefühl von Dankbarkeit und Liebe. In der Folge #106 meines Podcasts „Friede Freude Süßkartoffel“ habe ich mich sogar getraut, es für dich zu rezitieren, obwohl mir das ganz schön schwer gefallen ist!
Doch zurück zum Kosha-Modell. Warum erkläre ich dir das alles hier? Weil das Modell, neben dem Heilmantra „agnir me“, Teil der taittirīya upaniṣad ist, um die es hier geht.
Ich möchte mir nicht anmaßen, diese Upanishade zu erklären, da ich selbst noch nicht ganz durchgestiegen bin. Per Suchmaschine findest du aber exakte Beschreibungen und Übersetzungen, sowie die volle Rezitation der taittirīya zum Anhören.
Was ich allerdings verstehe (zu verstehen glaube) und hier teilen möchte, ist das Modell der koṣas, welches auch als „yogisches Modell“ bezeichnet werden kann.
koṣa kann mit „Hülle“ oder „Überdeckung“ übersetzt werden. Das Kosha-Modell erklärt uns, dass alles miteinander verbunden ist. Jedes koṣa beeinflusst alle anderen. Unser innerer Wesenskern ist ātman, welcher von den gleich folgenden fünf Hüllen überdeckt wird.
Die fünf Hüllen (wenn wir sie von außen nach innen betrachten) sind:
- annamaya koṣa – Nahrung
- prāṇamaya koṣa – Energie
- manomaya koṣa – Gedanken
- vijñānamaya koṣa – Intelligenz
- ānandamaya koṣa – Glückseligkeit
Um es einfacher zu erklären, fange ich mit der äußersten Hülle an und arbeite mich dann nach innen vor. Diese äußere Hülle (und auch noch die zweite) ist nämlich die, welche man ohne jeglichen spirituellen oder philosophischen Hintergrund (be)greifen kann!
annamaya koṣa
Ist alles was aus Nahrung besteht, grobstofflich, physisch. annamaya koṣa ist „aktiv“ wenn es ums Essen oder Trinken geht. Hier wird alles was mit dem Körper zusammenhängt genährt, also auch Knochen, Muskeln, Organe, der Blutkreislauf und so weiter. annamaya kannst du also ganz einfach sehen, fühlen, nachvollziehen. Diese erste, äußere Hülle, begreifen wir ganz einfach. Der für mich am besten passende Blogeintrag ist der, über 20 Jahre auf Diät.
prāṇamaya koṣa
Alles was mit unserer Energie zu tun hat, die zweite Hülle von außen betrachtet. Hier fällt es uns auch noch relativ einfach, es zu sehen, fühlen oder nachzuvollziehen. Was es mit „prāṇa“ auf sich hat, kannst du in in meinem Blogeintrag über prāṇāyāma nachlesen. Alles in oder durch was Energie fließt, kann dem prāṇamaya koṣa zugeordnet werden. Es ist unsere Lebenskraft, diese Hülle belebt uns und zieht sich durch den gesamten Organismus. Du kannst dieses koṣa ganz einfach realisieren, in dem du deinen Atem beobachtest. Oder du stellst es dir, wie deine Batterie vor. Was gibt dir Energie? Was nimmt dir Energie?
Bis dahin ist alles recht klar und einfach, gell? Jetzt lehne dich zurück, trink einen Schluck Wasser, atme tief durch. Dann geht es weiter 🙂
manomaya koṣa
Nun wird es schon ein bisserl komplizierter. Mit manomaya koṣa ist die Hülle unserer Gedanken gemeint. Welche Sinneseindrücke empfängst du? Wie verarbeitest du sie? Hier versteckt sich unser rationaler Geist – alles mit Gedanken zu tun hat – aber auch mit Erinnerungen oder Träumen. Es geht um einfaches Denken, aber auch um Gefühle. Wie gehst du mit deinen Gefühlen um? Achtest du sie? Wie sind deine Gedanken? Wie sprichst du selbst mit dir oder über dich? Diese dritte Hülle ist schon nicht mehr sichtbar oder ganz simpel nachvollziehbar. Hier geht es schon mehr in das Fühlen und Spüren. Für mich passt das Thema Meditation gut zu diesem koṣa.
vijñānamaya koṣa
Schon sind wir bei der vierten von fünf Hüllen angekommen. Das ist die, die mich am meisten beschäftigt. Die s. g. „Intelligenzhülle“ ordne ich nämlich meiner Persönlichkeit zu. Was will ich? Wie entscheide ich mich? Was ist meine Intuition? Was will meine innere Stimme? Lebe ich im Einklang mit meine Bedürfnissen? Tief innen drin kenne ich meine Wahrheit, sehe sie klar und deutlich. Doch vijñānamaya koṣa wird oft von Äußerlichkeiten überdeckt, die mir den Zugang zu meinem inneren Wissen versperren. In der Folge #70 meines Podcasts „Friede Freude Süßkartoffel“ spreche ich über meine Erfahrungen im Schweigeseminar 2019. Hier war ich erstmals richtig gut verbunden, mit diesem koṣa.
Diese beiden koṣas sind insofern verständlich, da sich ganz viele Menschen, auch Nicht-Yogi*nis – mit diesen Fragen bereits beschäftigt haben, sich aktuell damit beschäftigen, oder sich noch damit beschäftigen werden 🙂 Aber jetzt heißt es anschnallen – die Fahrt beginnt!!!
ānandamaya koṣa
Nun wird es richtig abgefahren. Wir befinden uns nun sinnbildlich kurz vor unserem ātman. Die fünfte Hülle ist die, welche aus purer Glückseligkeit besteht. Mein Glück ist hier nicht mehr abhängig von irgendwelchen Erfahrungen von außen. Ich bin ganz bei mir. ānandamaya koṣa umgibt meinen innersten Kern, mein Selbst, meine Seele. Hier bin ich in totalem Frieden mit mir, absolut klar und erfahre gleichzeitig das allerhöchste Glück. Je ruhiger wir sind, umso besser können wir zu ānanda vordringen. Was macht mich im tiefsten Inneren aus? Was ist meine Lebensaufgabe (mein dharma)? Wenn ich dieses koṣa erreiche, ist mein Leben geprägt von Klarheit und Sinnhaftigkeit. Da will ich hin 🙂 🙂 🙂
Ist das nicht irre spannend? Hast du dich bisher jemals auf diese Weise betrachtet? Hast du dich schon einmal mit diesen Fragen auseinander gesetzt? Ich freue mich über deine E-Mail, falls du etwas mit mir teilen möchtest. Doch zuvor habe eine weitere Idee für dich, denn…
Jetzt wird es noch aufregender: „maya“ bedeutet „Illusion“. Sprich: Sind alle fünf koṣas, lediglich eine Illusion? Die unser innerstes Selbst (ātman) überdecken? Puh…
„Das Leben ist ein Traum. Nimm es leicht!“
Eberhard Bärr
In diesem Sinne wünsche ich dir nun viel Freude beim Kontemplieren 🙂
Alles Liebe,
deine Claudi
Danke:
Dieser Blogeintrag ist auf Anregung und mit Hilfe von Franziska Krusche von emotionalerhunger.de entstanden. Mehr über Franzis Arbeit findest du auf Instagram oder ihrer aktuellen Website theheartofbalance.com. Außerdem habe ich sie schon oft auf all meinen Kanälen erwähnt.
Des Weiteren hat mich Tamara unterstützt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche mit einer Kombination aus Hausaufgaben-Hilfe und Yoga in Garching zu unterrichten. Derzeit gibt es zu ihrer wertvollen Arbeit noch keine Website. Sobald diese veröffentlicht wird, werde ich an dieser Stelle einen Link nachreichen. Bis dahin stelle ich liebend gerne den Kontakt her.
Tamara und ich kennen uns aus der vierjährigen Ausbildung zur Yogalehrerin BDY/EYU im Yoga VISION yoga Mandiram, im Münchner Westend. Wir sind unserer Lehrerin, Ausbilderin, Wegbegleiterin Karin Kapros unsagbar dankbar dafür, dass sie ihr Wissen an uns weitergegeben hat.