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Vegan Yoga

Auftrieb und Fall

Hallo und Namaste du Liebe*r,

nun ist ein Jahr seit dem letzten Blogeintrag vergangen und es ist irre viel passiert, vor allem in der zweiten Hälfte des November. Gerne würde ich einen Podcast dazu aufnehmen, denn vor zwei Wochen habe ich Friede Freude Süßkartoffel aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt. Warum das mir nicht möglich ist, liest du später.

Als ersten Blogeintrag nach der Pause dachte ich mir, komme ich mit einem persönlichen Update ums Eck. Um dich, liebe*r Leser*in, auf den aktuellen Stand in der Claudi-Welt zu bringen und dir gleichzeitig meinen Umgang mit Auftrieb und Fall zu schildern. Vielleicht kannst du dir was mitnehmen, auf deine eigene Reise, deinen eigenen Weg.

In diesem Blogeintrag soll es darum gehen, dass ich im November diesen Jahres gelernt habe, wie schnell hoher Auftrieb und tiefer Fall beieinander liegen – und wie ich versuche damit umzugehen.

Am 12./13. November diesen Jahres, war ich endlich wieder auf der VeggieWorld in München. Meine letzte Teilnahme war 2019, dann fiel Sie pandemiebedingt aus und 2021 wollte ich wegen zwei Risikopatientinnen im Umfeld nicht teilnehmen. Obwohl meine Arbeit im veganen Bereich zum Stillstand gekommen ist, wurde ich im Sommer 2022 eingeladen meinen Vortrag „Bio, fair, vegan in München“ zu halten und hab mich wie ein Sellerieschnitzel gefreut, dass ich endlich wieder auf dieser Bühne stehen durfte.

Überhaupt war es toll unter Gleichgesinnten zu sein. Die Messe hat schon immer einen besonderen Flair für mich, auf einer ganz feinen Ebene. Es ist einfach berührend, wenn bis zu 10.000 Menschen mit dem gleichen Gedankengut oder Lebensstil aufeinander treffen. Das ist exakt die Magie, welche auch Yogafestivals ausmacht.

Ich war im totalen Auftrieb. Mit einer dicken Portion Rückenwind ausgestattet bin ich am Sonntagabend ins Bett gehüpft und dachte mir: „Wow, nutze diese Energie! Wecke deinen Podcast wieder auf und fang sofort an Blogeinträge zu schreiben! Du hast das doch immer so geliebt und es hat dir total gut getan. Warum hast du eigentlich damit aufgehört?“

Nun, die letzten elf Monate waren mit einem Gefühlswirrwarr vollgepackt wie selten zuvor. Es hat durchaus gute Gründe, dass ich nicht mehr öffentlich schreiben oder sprechen wollte. Ein Auf und Ab der Gefühle ging einher mit ständigen Hochs und Tiefs.

Da waren ein Wechsel des Arbeitsplatzes, eine Covid-Infektion und deren Nachwirkungen, Krankheiten im Freundes- und Familienkreis, neue, wundertolle Menschen die ins Leben kamen, alte Menschen die nicht mehr Teil meines Lebens sein wollten, frühere die sich wieder gemeldet haben. Es fehlte schlichtweg alles an Kraft, Lust und Laune, mich um Blog und Podcast zu kümmern.

Mit nur zwei Tagen Veggie-Vibes kam als das zurück. Mir wurde bewusst, dass es durchaus gut ist, dass ich den Tieren meine Stimme gebe und Gedanken und Worte mit der Welt teile.

Aber dann kam alles anders und auf den himmelhochjauchzenden Auftrieb folgte der betrübte Fall.

Zuerst hatte ich Geburtstag, was mich schon des Öfteren in ein psychisches Loch gestupst hat. Das zu erklären ist mir an dieser Stelle zu privat und tatsächlich im Detail irrelevant.

Kurz darauf kam eine gemeine Erkältung, die mich zwei Tage lang auf Couch bzw. ins Bett gefesselt hat und insgesamt über neun Tage lang anhielt. Aber beides ist absolut lächerlich, im Nachhinein betrachtet. Bekanntermaßen leben wir vorwärts und verstehen rückwärts.

Es folgte ein familiärer Todesfall, der mir, noch immer mit Husten und Schnupfen, aufgrund der vielen Tränen und des Kummers die absolut letzte Kraft genommen hat. Mein Gesicht war komplett rot: Augen, Nase, um den Mund herum – alles wund. Die Lippen aufgeplatzt, die Nebenhöhlen dicht, der Hals kratzt. Und zu all dem ständiges und immer wiederkehrendes Weinen.

Gerne hätte ich zwischenzeitlich schon wieder Podcast-Folgen aufgenommen – die Pause hat gut getan, ich hab einige Ideen. Aber es ging nichts mehr. Rien ne va plus. Schon gar nicht über das eben erwähnte Erlebnis. Ein leichter Monolog über meine Musikliebe war mir möglich.

Im Juli 2019 durfte ich im Zuge meiner Ausbildung zur Yogalehrerin BDY/EYU an einem Wochenend-Seminar mit Sriram in Gräfelfing teilnehmen. Der nächste Abschnitt geht komplett auf sein Konto, denn ich teile mit dir einen kleinen Auszug daraus, was ich in drei wertvollen Tagen erfahren durfte und notiert habe:

raga, unser Leben und unsere Sorgen sind absurd. Den Klimawandel kann beispielsweise jeder Mensch mit weniger raga verändern. vairāgya ist das Gegenteil von raga. Man nimmt den Tod als Signal wahr und schätzt ihn. Der Tod ist der Lehrmeister für vairāgya.

Der Tod ist im Schlaf und in der Meditation gegenwärtig. Deswegen wird es auch „Kleines Sterben“ oder „Der Bruder des Todes“ genannt.

dharma ist das was uns Halt gibt und trägt. Es gibt verschiedene Säulen, im Körper sind das beispielsweise die Wirbelsäule, Füße, Beine, Becken, Augen, Muskeln, aber auch das Selbstwertgefühl oder die „Kraft wer wir sind“. Diese entsteht durch bei sich sein, Zuhause sein, sich wohlfühlen, Selbstsicherheit, alles ist in sich schlüssig und friedlich. Das sind allesamt ebenfalls Säulen.

vairāgya entsteht durch und mit dharma. „Was ist die Aufgabe, die ich mir selbst geben würde?“ Es geht darum, dharma positiv umzuwandeln. Authentizität macht dabei frei und leicht.

Aufgabe = Geben = (sich) aufgeben = Hingabe

Man sollte immer präsent, wach, da und verbunden sein mit allem, was man gerade macht. Genuss, Liebe und Zuwendung sind gefragt. Kein Muss, Zwang, keine Angst oder Stress.

Hierfür ist Yoga der Übungsweg.

Beim Konzept von samo bhūtvā geht es darum, in Balance zu bleiben. Erfolge feiern und genießen – aber auch traurig oder enttäuscht sein, wenn etwas nicht klappt. Immer das Gleichgewicht suchen.

Sriram

Das Gleichgewicht kann eben auch zwischen Auftrieb und Fall gesucht werden, worauf ich nun zurückkomme. Kürzlich wurde mir gesagt, dass ich immer von einem Extrem ins andere schwanke.

Entweder ich sei total glücklich, Regenbogenfarben, rosa Wolken, Sternchen in die Augen. Oder ich sei melancholisch, weinerlich, sehe alles Tiefschwarz, stecke in einem Loch und komm nur schwer wieder raus. Ich persönlich sehe das nicht so extrem. Freilich weiß ich, dass ich emotional bin. Aber ich bin ebenso oft ruhig oder neutral.

Mir persönlich ist es allgemein gesprochen lieber, voller Emotionen raus in die Welt und rein ins Getümmel. Als mich mit wenig Schwankungen +/- auf der Geraden zu befinden. Es gibt halt den Typ Mensch der tendenziell so ist wie ich, den Typ Mensch der anders ist – und bestimmt noch viele viele viele weitere Varianten. Genau das macht unsere Welt aus. Kunterbunte Vielfalt auf körperlicher und mentaler Ebene.

Es freut mich, dass ich mich mit nun 40 Jahren kenne und vor allem mag und akzeptiere. Mit all dem Auftrieb und Fall, dem Auf und Ab, Hoch und Tief, Ebbe und Flut. Durch meine eben erwähnten „Extrem“ entsteht ja letzten Endes genau das Gleichgewicht von dem Sriram gesprochen hat.

Wichtig ist doch nur, dass man selbst weiß wie man mit sich umgeht. Aktuell weine ich herzergreifend einige Minuten, um eine halbe Stunde später voller Inbrunst zu lachen. Ich bilde mir ein, für mich einen Weg gefunden zu haben, mit den Wellen des Lebens umzugehen. Einfach auf ihnen reiten, statt gegen sie anzuschwimmen. Alle Emotionen radikal akzeptieren und sich direkt rein stürzen, ins große Meer der Gefühle.

Meine Idee für dich: Horche doch bei der nächsten Welle in dich rein und finde deine Art und Weise mit ihr umzugehen. Diese braucht niemand verstehen – außer du selbst.

Sonnengrüße von Herzen durch den Winterhimmel und bitte bleib gesund und munter.

Uns allen wünsche ich eine friedliche und liebevolle Weihnachtszeit.

Alles Liebe,

deine Claudi

Von veganlebenyoga

Ich bin Mentorin für veganes Leben und Yogalehrerin BDY/EYU mit jeweils über 13 Jahren Übungs-Erfahrung. In Telefonaten oder Videocalls stehe ich dir bezüglich des Veganismus mit Rat, Tat und Herz zur Seite. Yoga-Privatstunden üben wir gemeinsam online. Schick mir gerne eine E-Mail, wenn du VEGAN oder YOGA mehr Platz in deinem LEBEN geben möchtest!

2 Antworten auf „Auftrieb und Fall“

Liebe Claudi,
danke, dass du diese schwere Zeit mit mir teilst und damit zeigst, wie nah Schönes und Schweres beisammen liegen können.
Danke dafür, dass du Srirams Worte hier erwähnst, die so unheimlich tröstend auf mich wirken.
Ich wünsche Dir eine winterweiße flockige Vorweihnachtszeit, tröstende heiße Schokolade, lecker wärmende Waffeln und vor allem Mut, schöne Erinnerungen zuzulassen, auch wenn dann vielleicht ein paar Tränchen fließen.

Fühl dich ganz feste gedrückt

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