Mit diesem Blogeintrag gehe ich auf die Suche (m)einer Antwort auf die spannende Frage, ob Yoga heilen kann.
Um jegliche Aufregung vorweg rauszunehmen: Ja, mich konnte Yoga auf dem Weg der körperlichen und mentalen Heilung durchaus unterstützen. Ende des Artikels. Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit 🙂
Haha – Spaß bei Seite. Wir wären hier nicht auf meinem Spielplatz, aka meinem Blog, wenn ich nicht weeeeeiiiiiiit ausholen würde.
2014 war ein Schei*jahr für mich. Psychisch und physisch durchgebeutelt, habe ich meine Kraft einigermaßen mit Yogastunden aufrecht erhalten können. Meiner damaligen Lehrerin Adriana bin ich dafür bis heute dankbar. Vermutlich war das bereits das zweite Mal, dass mich Yoga durch mein Leben geleitet und begleitet hat. Denn bereits 2011, an einem Tiefpunkt als mein erster Hund gestorben ist, war die Yogamatte meine rettende Insel.
Durch Adriana und ihre auf mich sehr faszinierend ruhig, ausgeglichene und liebevolle Haltung, habe ich mich inspiriert gefühlt, nach Ausbildungen zur Yogalehrerin zu recherchieren. So bin ich in meiner späteren Schule auf einem Probeseminar gelandet, unwissentlich, dass Adriana genau dort ihre Ausbildung gemacht hat. Die Welt ist klein und München ist ein Dorf. Da ich sofort ein Gefühl von „Hier bin ich daheim“ hatte, habe ich kurz darauf meine schriftliche Bewerbung abgeschickt. Als die Zusage kam war ich außer mir vor Freude.
Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich hier eine ganz schön heftige Vereinbarung mit mir und dem Yoga getroffen hatte.
Vier Jahre, acht Vorstellstunden, davon zwei in einer anderen Schule, 15 Einzelstunden, jeden Monat ein Seminarwochenende, zusätzlich Jahresseminare an denen die ganze Schule (plus ehemalige Schüler*innen und Lehrer*innen) zusammenkommen, Zwischenprüfung, zwei Seminare länger als ein Wochenende und mehrere Stunden von München entfernt, eine komplette Woche praktische Abschlussprüfung und eine schriftliche Abschlussarbeit mit offenen Fragen, die auf bis zu 80 Seiten beantwortet werden wollen.
Das nennt man Vereinbarung, oder? 🙂 Und ich habe es geliebt!
Rückblickend kann ich sagen, dass das eine der besten Entscheidungen meines Lebens war. Auch, wenn ich die ersten zwei, drei Monate schwer gekämpft habe. Wirklich schwer. Denn ich war überfordert mit all dem, was ich soeben aufgeführt habe. Doch ich habe mich darauf eingelassen – wofür ich mich selbst heute fast täglich umarmen, beglückwünschen, abknutschen und auf die Schulter klopfen könnte!
Der Yoga hat mich zum dritten Mal gerettet! Dieses Mal vermutlich tiefer gehend und nachhaltiger als zuvor!
Die vier Jahre der Ausbildung war ich Single – mit allen Irrungen und Wirrungen des Datens. Ich war diät-besessenund frustriert weil ich wieder zugenommen hatte. Im Brückenjob ging es mal besser, mal schlechter. In der Selbstständigkeit ebenso. Ich habe Freundinnen verloren – und Freundinnen gewonnen. Mich selbst habe ich verloren – und wieder gefunden. In den vier Jahren habe ich so viel gelacht und geweint, wie noch nie zuvor. Immer wieder fühlte ich mich aufgefangen und geborgen von meinen Lehrer*innen.
„Das Leben ist ein Traum – nimm es leicht.“
Eberhard Bärr
Die Ausbildung haben wir vor fünf Jahren, im November 2019, beendet. Doch ich trage diese Momente noch immer in meinem Herzen. Oft muss ich mich am Riemen reißen, damit ich Menschen wie Stephanie Schönberger, Karin Kapros, Isolde Herstermann, Ursula Lyon, Eberhard Bärr, Helga Simon-Wagenbach, Jürgen Slisch, Uta Naumer-Hotz, Albert Dennenwaldt, Christina Loy-Birzer, Günter Niessen oder Daniela Carl nicht ständig zitiere und erwähne.
In unserer Ausbildungsgruppe prallten Menschen von 25 bis 70 Jahren aufeinander. Verschiedene politische und gesellschaftliche Einstellungen. Allgemein komplett unterschiedliche Lebenseinstellungen oder -ansichten. Bei fast ausnahmslos allen, haben in den vier Jahren heftige Lebensveränderungen stattgefunden.
Doch ich weiß auch, dass die wahre Veränderung und der Beginn meines Heilungsweges so heftig war, weil ich sie ernst genommen habe, diszipliniert und mit vollen Herzen dabei gewesen bin.
In den bereits erwähnten 15 Einzelstunden (diese hatte ich bei Stephanie Schönberger in Kaufbeuren) bekam ich die Praxis für mein tägliches Üben. Wir haben uns vier Mal pro Jahr, ca. alle drei Monate, im Allgäu gesehen und meistens knapp zwei Stunden lang gemeinsam gelacht, geweint und yogiert.
Stephanie hat mich mit für diesen Moment passenden āsanas und prāṇāyāma versorgt und mir Anregungen für die Meditation mit an die Hand gegeben.
Durch das tägliche abendliche/ morgendliche Üben von all dem, führt der Weg automatisch zurück von außen nach innen. Ans Herz, in den Kern, zurück zu ātman.
„Du bist wie deine tiefen, drängenden Wünsche.
Wie deine Wünsche, so ist dein Wille.
Wie dein Wille, so ist deine Tat.
Wie deine Tat, So ist dein Schicksal.“
bṛhadāraṇyaka upaniṣad IV. 4.5
Ganz allgemein gedacht ist es auf jeden Fall ein Unterschied, ob du dich täglich mit dir verabredest (wie ich es seit 2015 mache), oder ob dich nur einmal pro Woche mit dir auf der Matte triffst. Ich selbst habe ja auch mit Gruppenstunden angefangen und bin irgendwann auf Üben per DVD umgestiegen. Damals hab ich irgendwie, irgendwas geübt. Heute weiß ich es besser und würde lieber gleich alle paar Monate eine Privatstunde schenken.
Ich liebe Gruppenstunden – wirklich. Gerade dann, wenn Lehrer gut ausgebildet sind (= mindestens 800 UE, meiner Meinung nach) können sie ein absoluter Genuss sein. Dann, wenn auch im Gruppenunterricht sanft und kraftvoll geübt wird, wenn die Philosophie eingebunden wird und wenn die Gruppen klein (= maximal acht Schüler*innen, meiner Meinung nach) sind.
Dann kann Yoga bei der Heilung unterstützen! Dann entfaltet er seine volle Wirksamkeit und passt sich den Yogierenden an. Doch in den meisten Studios ist es leider so, dass sich Yogi*nis an den Yoga anpassen sollen. Nicht mein Ding. Das wird sich in diesem Leben auch wohl nicht mehr ändern. Ich komm halt aus einer langen, alten und bewährten Yoga-Tradition. Vielleicht ist meine Ansicht hier auch ganz anders als deine? Schreib mir gerne deine Gedanken per E-Mail. Ich freu mich auf unseren Austausch!
Nun weißt du, ob und wie der Yoga heilen kann. Meine Antwort auf diese Frage lautet jedenfalls: Yoga kann beim Heilen helfen.
Alles LiEBE
deine Claudia
Disclaimer: Dies ersetzt keinesfalls eine Yogastunde mit Yogalehrer*in. Es handelt sich hierbei lediglich um die Beschreibung meiner liebsten Körperhaltungen des Yoga. Für etwaige Übungen wird keinerlei Haftung übernommen. Es werden keine ärztlichen und heilpraktikerlichen Leistungen erbracht. Das Dienstleistungsangebot kann die Tätigkeit eines Arztes, Heilpraktikers oder Psychotherapeuten und Physiotherapeuten nicht ersetzen.