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Leben Vegan Yoga

Über Beziehungen, die Sicherheit und das Miteinander

Ein „Rainier Wylde“ hat am 22.09.2024 einen Beitrag auf Instagram veröffentlicht, welcher mich dazu inspiriert hat, einfach mal in die Tasten zu klopfen. Ohne das was nun folgt in „Vegan“, „Leben“ oder „Yoga“ einzuordnen. Da ich bereits jetzt vermute, dass dieser Text in allen drei Kategorien richtig aufgehoben ist.

Es wird um unsere Beziehungen gehen, die vermeintliche Sicherheit, welche ich jahrelang versucht habe zu finden und das Miteinander.

In mehreren Bereichen meines Lebens spüre ich derzeit intensiv, dass das Miteinander immer schwieriger zu werden scheint. Ich weiß nicht ob es an der Pandemie, den Kriegen oder der rasanten Entwicklung der Technik liegt. Doch ich habe ein Gefühl, welches sich leider Tag um Tag verstärkt, dass wir uns immer mehr voneinander weg, statt zueinander hin bewegen. Dies zeigt sich auch in den Wahlergebnissen, allerdings halte ich alles an „Politik“ hier ganz bewusst raus und fern.

Für mich scheint es in diesen irren und wilden Zeiten besonders wichtig, dass wir miteinander sind und gemeinsam existieren, statt die Ellenbogen auszufahren und gegeneinander zu sein.

Auf mich wirkt es so, als ob wir immer mehr voneinander weg rutschen. Egal ob beim Spazieren, Rad oder Motorroller fahren, in der Tram oder Arztpraxis. Ich werde das Gefühl nicht los, dass alle in die Welt ihrer Smartphones flüchten um eine ständige Ablenkung überall zu suchen, anstatt sich mal gegenseitig in die Augen zu schauen oder (hui!) sogar zu grüßen. Vielleicht ist der Kontakt von vielen Menschen gar nicht mehr gewollt? Ist man heutzutage lieber im Internet mit Fremden, statt im echten Leben mit Bekannten unterwegs? Möchte man vielleicht gar keine neuen Beziehungen mehr eingehen?

Und eine Beziehung kann ja auch zum Postboten, zur Biomarktverkäuferin oder Nachbarin bestehen.


Ist es vielleicht so, dass wir mittlerweile voreinander Angst und Panik haben? Könnte es sein, dass wir lieber den Stinkefinger zeigen, statt vernünftig und liebevoll miteinander zu kommunizieren? Wird nun der schnellere und scheinbar einfachere Weg gewählt? Bloß nicht zu nahe kommen? Immer auf Abstand bleiben? Motzt man jetzt lieber andere Menschen an, statt sich selbst einen eigenen Fehler einzugestehen?


In den letzten Monaten habe ich für mich zwei Dinge beschlossen, die ich hier gerne festhalten möchte.

1. Ich möchte das weiterhin anders handhaben und anders leben. Nämlich friedlich und liebevoll, mit einem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. All dies möchte ich zudem ausstrahlen, um meinem Umfeld ebenfalls diese Werte und Emotionen zu vermitteln. Stilles Vorleben sozusagen, wie ich es seit 2011 in Sache veganes Leben handhabe. Doch geht es nun einen Schritt weiter. Genug Übung habe ich ja 😉

2. Um das gut bzw. besser umzusetzen, werde ich hab sofort, noch mehr als bisher, mein Festhalten an diesen Emotionen und Werten priorisieren. Dafür ist vor allem notwendig, vollends zu meinen Bedürfnissen zu stehen und diese zu nach außen hin zu schützen. Es geht sogar um ein Verteidigen, statt nur um einen Schutz.


Damit gehe ich nun eine riesengroße Verletzbarkeit ein. Nicht nur damit diesen Beschluss hier schriftlich zu fixieren, sondern auch (oder vor allem) damit ihn im echten Leben umzusetzen. Aber:

Ich bin davon überzeugt, dass wir nur dann Beziehungen eingehen können, wenn wir uns verletzbar machen.


Zuvor habe ich erwähnt, dass mir Sicherheit sehr wichtig ist. Damit sind aber nicht Feuerlöscher oder Notausgänge gemeint, sondern ein inneres Gefühl von „aufgehoben und umsorgt sein“. Die Sicherheit die ich meine, ist keinerlei Grund dafür das Leben zu verpassen. Im Gegenteil.

Ich habe diese Sicherheit immer im Außen, in anderen Menschen, gesucht. Doch heuer habe ich gelernt, dass es nur einen einzigen Menschen, auf der ganzen weiten Welt gab, gibt und geben wird, welcher mir diese Sicherheit schenken kann. Dieser Mensch, bin ich selbst.

Um den Weg zu dieser Erkenntnis besser zu erklären, will ich meine bisherigen Erfahrungen teilen.

Ganz sicher würde mir sehr viel entgehen, wenn ich in Zukunft nur noch von daheim sein (zwecks lernen, essen oder schlafen) und arbeiten hin und her pendle. Da ich Yoga und Krafttraining in meiner Wohnung praktiziere, kommt diese Zeit noch oben drauf. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, jemand Fremden über den Weg zu laufen, absolut minimiert. Ich könnte theoretisch ausschließlich daheim oder in der Arbeit sein. Den Rest meines Lebens verbringe ich im Internet und mit Büchern. Aber möchte ich das? Garantiert nicht.

Also gehe ich mit jedem Rausgehen bewusst eine Verletzung ein. Ich verlasse das sichere Zuhause oder Büro, um mir die wahrhaftige Sicherheit zu schenken. Es könnte sein, dass ich draußen ein blödes Erlebnis habe, beklaut werde, einen Unfall verursache oder in einen verwickelt werde, mich mit der Freundin, die ich treffen möchte, streite oder eine schlimme Situation beobachte.

Wenn ich also daheim bleibe, könnte ich meinen Teil, der beiden beschlossenen und oben erwähnten, Punkte perfekt umsetzen. Daheim bin ich geborgen und sicher, hier ist es friedlich und liebevoll. Dort kann ich mir selbst Sicherheit geben.

Doch das ist kein Leben für mich. So kann ich ja nicht vorleben, wie schön das Leben sein kann. Also gilt es nun mir selbst außen, in der Welt, diese Sicherheit zu schenken.

Mir ist mittlerweile bewusst, dass es keinerlei Garantie für irgend etwas gibt. Umso wichtiger ist es doch, sich mutig ins Leben zu stürzen.

Ich möchte Rad und Motorroller fahren, Freundinnen treffen, im Biomarkt nach neuen veganen Lebensmitteln Ausschau halten, will spontan beim Schmuck kaufen oder Keramik aussuchen dabei sein, möchte Konzerte erleben, Museen besuchen, tagsüber auf die Wiesn gehen, an Kakaozeremonien teilnehmen, allein auf Tee und Kuchen im Lieblingscafé einkehren, Yoga mit anderen Menschen üben, ab und an zum gemeinsamen Krafttraining gehen, singen, lachen, tanzen – mich frei bewegen. Und das alles mit den mobilen Daten im Smartphone ausgeschaltet. Warum ist in diesem Blogartikel nachlesbar. So bin ich in Notfällen telefonisch erreichbar, aber nicht ständig online. Ich habe gelernt, wie viel wohltuender es ist , ohne Ablenkung zu sein.

So wird ein wahrhaftes SEIN möglich, so kann ich wirklich spüren.

Manchmal denke ich mir: Wie viel schöner und gemeinschaftlicher, wird wohl so ein Erwachsenen-Leben vor 1995 gewesen sein? Oder vor 2007? Da hat man doch bestimmt viel mehr gesprochen, gelacht, gespielt und sich angesehen als heute, oder? Jedenfalls versuche ich es nun wie folgt:

Vom Wind gehalten, von der Erde getragen, vom Wasser gereinigt und der Sonne geküsst. Verletzbarkeit zeigen um friedlich und liebevoll, mit einem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit leben zu können.


Das sind meine Bedürfnissen, diese gilt es, mehr denn je, zu wahren und zu schützen.

Wenn ich nun jedoch in meinem Umkreis auf Menschen stoße, die mein Empfinden, meine Werte, mein Sein und meine Priorisierung von all dem nicht tragen können, dann gilt es zu hinterfragen, ob es weiterhin Sinn macht, mit diesen Personen in Kontakt zu bleiben. Das mag nun hart klingen, dieses Nein zu anderen, welches ein riesengroßes Ja für mich selbst ist.

Ich möchte Menschen in meinem Leben haben, egal ob privat, im täglichen Beruf oder bzgl. meiner Leidenschaften (Yoga, Veganismus und Nervensystem-Regulation bzw. der Verkörperung von all dem), die so ticken wie ich. Oder mich vollends akzeptieren wie ich bin. Denn ich weiß, durch meine veganes Leben seit über 13 Jahren, dass das Akzeptanz ausreicht.

Menschen, bei denen ich nicht stark sein brauche, sondern schwach sein kann. Menschen, bei denen ich zu mir, meinen Ideen und meiner Meinung stehen kann und mich nicht verbiegen oder verstellen brauche. Menschen, die mit mir Magie kreieren und diese erleben wollen. Solche Menschen wünsche ich mir in meinem Leben.

So möchte ich Beziehungen leben, so stelle ich mir Miteinander vor. Dann habe ich ein friedliches Gefühl von Sicherheit. Das zudem liebevoll kombiniert wird mit Gemeinschaft und somit Geborgenheit.

An diesem Platz möchte ich schon einmal darauf hinweisen, dass ab Frühjahr 2025 in meine Yoga Privatstunden und veganen Beratungen das große Thema NeuroEmbodied Soul Centering® (NESC) , eine Technik, die von Britta Kimpel entwickelt wurde, mit einfließen wird. Denn wie an diesem Blogartikel, hier und heute, meines Erachtens nach sehr gut sichtbar wird: Die Übungen, die ich dafür seit Mai 2024 täglich praktiziere, zeigen schon jetzt ihre Wirkung.

Doch das mag hier nicht der finale Absatz sein. Da will noch etwas anderes fließen…

Ich habe auf dem YouTube Account der, von mir sehr geliebten, Band Coldplay ein Interview von Apple Music entdeckt. Veröffentlicht wurde es am 30.09.2024.. Eine Stunde und vier Minuten lang tolle Bilder und sehr weise Worte. Meinen persönlichen Höhepunkt gibt es bei 50 Minuten und 50 Sekunden zu sehen bzw. zu hören:

Acknowledge how you feel. Express it in a safe place, that’s not gonna hurt anybody. And then try to be loving.“

Chris Martin


Das bringt auf den Punkt, was ich seit zweieinhalb Seiten versuche in Worte zu fassen. Hier ist alles enthalten, was es zu „Beziehungen, Sicherheit und Miteinander“ zu sagen gibt. Erkenne deine Gefühle an, drücke sie aus, verletze dabei niemand und versuche immer liebevoll zu sein.

Ach, wie schön wäre diese Welt, wenn sich sämtliche Menschen in s. g. Machtpositionen dies zu Herzen nehmen würden?

Alles Liebe,
deine Claudi

Von veganlebenyoga

Ich bin Mentorin für veganes Leben und Yogalehrerin BDY/EYU mit jeweils über 13 Jahren Übungs-Erfahrung. In Telefonaten oder Videocalls stehe ich dir bezüglich des Veganismus mit Rat, Tat und Herz zur Seite. Yoga-Privatstunden üben wir gemeinsam online. Schick mir gerne eine E-Mail, wenn du VEGAN oder YOGA mehr Platz in deinem LEBEN geben möchtest!

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