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Ein Spaziergang mit meinem Nervensystem

Wie es ist hinter verschlossenen Türen zu stehen – darüber habe ich heute beim Spaziergang mit meinem Nervensystem nachgedacht.

Nach dem Mittagsessen stand ich kurz vor dem Sonntagstief, welches mich, seit ich Single bin und keinen Hund mehr habe, begleitet.

Alle sind unterwegs, alle haben jemand zum reden, alle haben was zu tun. Nur mir fällt die Decke auf dem Kopf, nur ich weiß nichts mit mir anzufangen, nur ich bin einsam und alleine, nur für mich ist der Tag die absolute Verschwendung und Langeweile pur.

Mit diesen Glaubenssätzen war ich sei Januar 2024 unterwegs. Und habe sie alle dermaßen satt, dass kann sich wohl kaum jemand vorstellen.

Mittlerweile ist es zum Glück besser geworden und ich kann die Magie der Selbstbestimmung wieder feiern und genießen. Das ist mir jedoch nur möglich, da ich Türen, die für mich nun monatelang verschlossen waren, wieder geöffnet habe.

Für mich war es brutal schwer an Orten zu sein, an denen Paare händchenhaltend spazieren oder Freundeskreise zusammen unterwegs sind. Das war immer wie ein Stich ins Herz, als würde mir jemand einen Spiegel vorhalten und sagen wollen: „Schau, alle können und haben das. Nur du nicht. Ätsch!“

Was habe ich getan um damit besser umgehen zu können? Darüber werde ich vielleicht demnächst hier schreiben.

Wie habe ich raus gefunden, was mein Nervensystem heute reguliert? Darüber geht es jetzt.

Nach dem Essen hab ich mir überlegt was ich unternehmen möchte? Auf was hab ich so richtig Lust? Die Antworten waren: Radln – aber bitte nicht zu lang. Spazieren – aber bitte im Schatten. Menschen – aber bitte nicht zu viele und vor allem nicht ständig die gleichen um mich rum.

Mir war nach Wasser, Ruhe und moderater Bewegung. Und so ist mir mein geliebter Schlosspark Nymphenburg eingefallen. Also, rauf aufs Radl und rüber mit mir, für einen circa einstündigen Spaziergang.

Schon auf dem Radl hab ich gemerkt, dass das die absolut richtige Entscheidung war. Ich hab mich sehr darüber und darauf gefreut. Spontan ist mir dann eingefallen nicht zum Haupteingang zu fahren, sondern an einem der ruhigen Seiteneingänge die Spazierrunde zu beginnen. Ich wusste schon im Vorfeld, dass ich einmal gegen den Uhrzeigersinn durch den Park spazieren mag. Fast die ganz große Runde, aber eben nur fast. Nicht den Weg der ganz außen, direkt an der Mauer liegt, sondern einfach die längste Strecke, die ohne Zeckengefahr und mit Sandalen zu begehen ist.

Eine Stunde und 15 Minuten war ich unterwegs, die Wasserpause auf meiner Lieblingsbank einberechnet und zwei Stopps zwecks Steinen in den Sandalen. Das iPhone war die ganze Zeit im Rucksack und ich habe aktiv mit meinem Nervensystem gearbeitet.

Was habe ich gesehen?

Ein Reh, einen Reiher, viele Schmetterlinge, eine Libelle, einen Welpen, viele Menschen. Blau und grün in allen Farbtönen und viele Schlösser.

Was habe ich gehört?

Uhu, Gespräche in sämtlichen Sprachen oder Akzenten, Wasserplätschern, lachen, Flugzeuge, Autos, Fußballspiel, Ruhe, Vogelgeschwitzer, Windrauschen in den Bäumen.

Was habe ich gefühlt?

Schweiß, Hitze, Wind, die Zunge und das Fell des Welpen, Sommer

Was habe ich gerochen?

Sommer, Herbst, Natur

Was habe ich geschmeckt?

Gurke und Tofu vom Mittagsessen

Als ich eine Pause wollte, hab ich sie mir ermöglicht. Als mir nach stehen bleiben war (Reh, Reiher und Welpe) hab ich das einfach gemacht. Als er war trinken wollte, hat mein Körper Wasser bekommen. Als die Steine gedrückt haben, hab ich sie entfernt.

All das ist aktives Kümmern um uns selbst. All das ist Arbeit mit dem Nervensystem. All das hat mir heute irrsinnig gut getan.

Ganz ohne Ablenkung des iPhones, ohne Podcast oder Musik im Ohr, ohne Nachrichten mit Freundinnen auszutauschen oder Instagram zu suchten. Lediglich um ein künstliches Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Mein Nervensystem und ich, waren heute zum ersten Mal gemeinsam auf Radtour und Spaziergang und wir haben das ganz toll gemacht.

Drei Stunden nach dem drohenden Sonntagstief sitze ich nun entspannt und freudig auf der Couch. Ich habe mir heute selbst eine Türe geöffnet, mit der aktiven Entscheidung mich ganz alleine an den Ort zu trauen, der vor Paaren und Freundeskreisen nur so wimmelt. Der ein Ort der Gemeinschaft ist und genau das immer für mich symbolisiert hat.

Heute war der Tag, an dem ich ganz bewusst für mich und meine Bedürfnisse eingestanden bin.

Alles Liebe,
Claudi

Von veganlebenyoga

Ich bin Mentorin für veganes Leben und Yogalehrerin BDY/EYU mit jeweils über 13 Jahren Übungs-Erfahrung. In Telefonaten oder Videocalls stehe ich dir bezüglich des Veganismus mit Rat, Tat und Herz zur Seite. Yoga-Privatstunden üben wir gemeinsam online. Schick mir gerne eine E-Mail, wenn du VEGAN oder YOGA mehr Platz in deinem LEBEN geben möchtest!

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